Ein Geschwisterkind erzählt – Ellaha

Ein Geschwisterkind erzählt – Ellaha

Ich bin Ella. Also eigentlich heiße ich Ellaha*, meine Familie ist 2017 aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. Ich bin 14. Und ich bin ein Geschwisterkind.

Kleiner Bruder, großes Vorbild

Wir kamen damals zu fünft nach Deutschland. Meine Mama, Papa, meine 2 jüngeren Brüder und ich. Mein jüngster Bruder Azmi leidet an einem Alpha-1-Antitrypsin Mangel. Es ist eine genetisch bedingte Erkrankung, bei der sowohl die Lunge als auch die Leber betroffen sind. Seiner Lunge mangelt es am Eiweißstoff Alpha-1-Antitrypsin. 2020 musste er sich dann einer Lungentransplantation unterziehen. Die Transplantation lief problemlos. Die komplette Zeit stand die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München meiner Familie zur Seite. Auch als er sich während der Reha mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 angesteckt hat und das Bangen weiter ging. Azmi überstand auch dies. Mein kleiner Bruder ist ein Kämpfer, ein Stehauf-Männchen, mein größtes Vorbild.

Große Schwester steckt zurück

Manchmal fühle ich mich schlecht, wenn ich mir denke ‚Wäre schon schön, wenn sich auch mal jemand um mich kümmert.‘ Aber durch die Psychologen beim AKM habe ich gelernt, dass das normal ist. Die Stiftung AKM kümmert sich deshalb auch um Geschwisterkinder wie mich. Kinder, die nicht die volle Aufmerksamkeit ihrer Eltern haben, weil es da noch ein Geschwisterchen gibt, dem es nicht gut geht. Mit unserer ehrenamtlichen Familienbegleiterin habe ich deshalb letzte Woche einen Mädels-Nachmittag gemacht. Das war so wunderschön, dass ich heute noch davon zehre. Es ist oft nicht leicht für Geschwisterkinder wie mich. Das AKM gibt mir ein Ventil, um wahrgenommen zu werden: Geschwistertage, Ferienprogramm und reden – mit Psychologen und unserer Familienbegleiterin. Das hilft – der gesamten Familie.

Dankbar für Hilfe und Fürsorge

Auch nachdem die Gewalttätigkeiten meines Papas sich irgendwann in den letzten beiden Jahren gegen uns richtete, war das AKM da. Sie halfen meiner Mutter die Scheidung einzureichen, die Trennung zu verarbeiten und das Leben auch ohne ihn zu meistern mit zwei gesunden und einem kranken Kind. Heute sind wir unfassbar glücklich, wie es uns in Deutschland geht. Wir sind jeden Tag dankbar über die Engel im AKM und die Hilfe und Fürsorge, die in diesem Land herrscht. Es war nicht so einfach für mich, diesen Text zu schreiben – als Geschwisterkind. Aber es hat gut getan auch uns eine Stimme zu geben.

*Namen/Alter wurden verändert

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Daniel GawlowskiPflegender Angehöriger