Für einen kleinen Moment Geborgenheit

Eindrücke von unseren Hilfstransporten für ukrainische Familien

Seit Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Millionen Menschen flüchten, darunter auch Familien mit ihren schwerstkranken Kindern. Sei es, weil ihr Wohnort nicht mehr sicher ist, oder weil die medizinische Versorgung in der Heimatklinik aufgrund fehlender Medikamente oder Zerstörung durch Bombenangriffe unmöglich ist. Die Familien werden auseinandergerissen. Geschwisterkinder, Großeltern und Väter bleiben zurück, halten an ihrer Heimat fest, können oder wollen die Reise ins Ungewisse nicht antreten – während ein Elternteil mit dem erkrankten Kind Schutz und Hilfe im Ausland sucht. Dabei ist alleine die Flucht aus dem Heimatland beschwerlich. Die Reise mit einem schwerstkranken Kind und die Sorge, ob alles gut geht und das Kind die Strapazen überhaupt überlebt, machen es nicht einfacher.

Unterstützung bei der Vermittlung betroffener Familien in Kliniken

Bereits mehrfach konnten wir von der Stiftung AKM in den letzten Wochen dabei helfen, ukrainische Familien mit ihren krebskranken Kindern in einer Klinik in Bayern unterzubringen (wir berichteten). Während im Hintergrund die ärztlichen Leitungen der Zentren im Kinderonkologischen Netzwerk Bayern KIONET Woche um Woche damit beschäftigt sind, medizinische Informationen zu sortieren und die Verteilung und Vorbereitung der ankommenden Familien in den eingebunden Kliniken zu gewährleisten, begeben wir uns wiederholt auf den Weg, um die Familien mit einem Reisebus aufzunehmen und weiterzuvermitteln (an dieser Stelle erneut ein großer Dank an Sigi-Boos Reisen aus Inning, die uns Fahrt für Fahrt begleiten).

Große Sprach- und Schreibbarrieren …

Weil wir die ukrainische Sprache nicht beherrschen, ist der Austausch mit den Familien schwierig – kaum einer spricht Englisch. Schon vor der ersten Fahrt ist daher klar, dass ein*e Dolmetscher*in dabei sein muss. Glücklicherweise bietet sich eine Verwandte des Busunternehmens an, uns zu helfen und zu begleiten. Olgas Wurzeln liegen selbst in der Ukraine. Eine Seele von einem Menschen. Denn obwohl sie selbst in ständiger Angst um ihre Angehörigen in der Ukraine lebt, steckt sie gerade vieles zurück und hilft da, wo sie kann. Sie ist unsere Verbindung zu den Familien, erklärt wer wir sind und was als Nächstes geschieht. Aber auch das eine oder andere private Gespräch über ihre Heimat, Ängste und Sorgen entsteht zwischen ihnen. Wir sind sehr dankbar dafür, dass Olga da ist – und emotional so viel leistet.

… mit großen Verunsicherungen

Die Familien, die wir für die nächsten Stunden im Bus aufnehmen und weitervermitteln sind allesamt völlig verunsichert, verängstigt von den Erlebnissen, müde von der beschwerlichen Reise – nur mit den nötigsten privaten Dingen ausgestattet. Ein Großteil davon benötigt Medikamente. Wir können uns nur vage vorstellen, was jede*r Einzelne von ihnen in den vergangenen Wochen erlebt haben muss. Das alles zusätzlich zur Sorge um das schwerkranke Kind – allein das schon eine riesige emotionale und psychische/physische Aufgabe.

Der Gedanke an ihre Erlebnisse erschüttert uns, zeitgleich sind wir froh, dass wir ihnen für den Moment ein kleines Stück weit helfen können. Das macht es leichter für uns. Auch wenn wir zunächst unsicher sind, wie wir am besten unterstützen können. Doch es zeigt sich: Es ist das, was wir auch sonst in er Stiftung tun. Im Hintergrund koordinieren, da sein, Sicherheit und ein wenig Geborgenheit, ein Gefühl von Wärme geben – eine Wärme, die die betroffenen Familien in diesen Wochen schmerzlich vermissen.

… und immer wieder neuen Gesichtern

Die Familien werden auf ihrer Reise aus der Ukraine bis nach Bayern ständig aus Situationen herausgerissen und in neue gesteckt. So sind sie immer wieder von anderen Menschen umgeben, die ihnen helfen wollen, denen sie vertrauen sollen. Und das in kürzester Zeit. In diesem Bewusstsein geben wir ihnen die Ruhe, die sie brauchen und hoffen, dass sie sich ein wenig sammeln können. Wir versuchen, dass es ihnen auf dem Transport in die für sie bestimmte Klinik an nichts fehlt. Mit etwas Süßem oder einem Kinderfilm schenken wir den Kindern ein kleines Stück Normalität, bevor es an der Kliniktür in eine neue unbekannte Umgebung für sie geht. Unseren pflegerischen Ausbildungen und Zusatzqualifikationen für Krisensituationen sei Dank könnten wir außerdem sofort eingreifen, sollte es einem der Kinder oder Elternteile auf der Fahrt plötzlich schlechter gehen.

Der Blick nach vorne: ungewiss

Doch die meiste Zeit unserer Begleitung verläuft ruhig, wenngleich die langen Fahrten vor allem den Kindern zu schaffen machen. Einige werden unruhig und weinen. Spätestens bei der Übergabe der Familien in den Kliniken ist dann auch die große Ungewissheit wieder da – und die Familien realisieren, dass sie den schwierigen Weg erneut alleine weitergehen müssen. Gleichzeitig sind sie froh um die Hilfe, die sie auf ihrem Weg bekommen und schon bekommen haben, nehmen alles dankend an und das Schicksal dieser Tage hin. Es ist schwer, sie gehen zu sehen – dennoch wissen wir, dass sie jetzt in den besten Händen sind.

 

Nachwort

Wir von der Stiftung AKM wünschen uns sehr, dass alle betroffenen Familien die Hilfe erhalten, die sie benötigen. Dass dieser schreckliche Krieg schnellstmöglich ein Ende hat – und die Familien irgendwann alle wieder vereint werden. Wir hoffen, dass wir unseren kleinen Teil dazu beitragen können, dass möglichst viele Familien einen sicheren Platz in Bayerns Kliniken erhalten und ihre kranken Kinder bestmöglich versorgt sind.

Wir werden helfen, solange wir können und wo es in unseren Möglichkeiten liegt – solange es nötig ist!

Busfahrt zu den Kliniken

Bildmaterial © Stiftung AKM

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