Mein Bruder ist schwerkrank – Das Leben als Schattenkind

Mein Bruder ist schwerkrank – Das Leben als Schattenkind

 

Mein Name ist Fabian und ich bin 12 Jahre alt. Am liebsten spiele ich Fußball, ihr seht mich oben auf dem Foto, da habe ich eben ein Spiel gehabt und wir haben das Spiel gewonnen. Am liebsten spiele ich aber zusammen mit meinen Freunden oder meinem Bruder Anton. Meine Brüder und ich leben zusammen mit unseren Eltern in einem kleinen Dorf in der Nähe von der großen Stadt Ingolstadt.  Ach ja und wir haben noch einen Hund, der heißt Seppi. Fast jeden Tag gehe ich mit Seppi spazieren oder nehme ihn mit zum Fussballplatz. Bei uns zu Hause ist es ganz anders wie bei meinen Freunden.

 

Ihr fragt euch bestimmt warum. Grund ist mein kleinster Bruder Lukas. Lukas ist jetzt schon fast zwei Jahre alt. Mama sagt immer das ist ein Wunder und meine Mama die muss das wissen, denn sie ist Krankenschwester. Früher als ich noch klein war, hat meine Mama im Krankhaus gearbeitet. Seit Lukas bei uns ist geht das nicht mehr und Mama ist immer zu Hause bei uns Kindern. Vor allem ist sie aber wegen Lukas zu Hause, denn Lukas ist ganz schwer krank. Seine Knochen sind ganz arg empfindlich und er braucht sich nur einmal falsch bewegen und schon hat er sich wieder etwas gebrochen. Lukas bekommt auch schwer Luft und wird mit einem Gerät, das er immer bei sich hat, beatmet. Die Krankheit die Lukas hat heißt Glasknochenkrankheit. Die Ärzte im Krankenhaus sagen, dass er eine ganz schlimme Form der Krankheit hat und die Krankheit kann man nicht heilen. Das finden Anton und ich sehr traurig, weil wir unseren Bruder so lieb haben. Oft wünschen wir uns, dass Lukas einfach am nächsten Tag aufwacht und auf einmal laufen kann und ohne Gerät Luft bekommt, so dass wir zusammen mit ihm Fußball spielen können. Aber ich weiß von Mama und Papa, dass dies niemals gehen wird, aber das sage ich Anton nicht, er würde das noch nicht verstehen, weil er erst 8 Jahre alt ist.

 

Mama sagt immer wir sind ganz besondere Kinder. Außerdem findet sie wir sind ernsthafter und hilfsbereiter als andere Kinder in unserem Alter. Das macht mich stolz, wenn Mama sowas über uns sagt. Es ist nicht immer einfach zu Hause. Jeden Tag helfe ich meiner Mama beim Abendessen machen, manchmal koche ich sogar schon ganz alleine für alle. Außerdem gehe ich immer mit Seppi spazieren und spiele oft mit Anton. Mama und Papa verbringen die meiste Zeit mit Lukas. Immer wieder müssen wir ins Krankenhaus mit Lukas, weil er sich wieder einen Knochen gebrochen hat. Manchmal frage ich mich wie er das schafft, obwohl doch Anton und ich die zwei Fußballer in der Familie sind und so oft hinfallen und uns oft boxen. Klar weiß ich, dass es an seiner Krankheit liegt. Aber es ist nicht einfach sich das vorzustellen wie zerbrechlich und ganz dünn die Knochen von ihm wohl im Körper aussehen müssen. Vielleicht sehen Sie so aus wie ganz dünnes Eis, wenn man da ein bisschen fester darauf tritt dann zerspringt es sofort. Ich weiß das Lukas ganz stark ist und ganz mutig. Ich glaube auch er hat wenig Angst, weniger als ich, so oft wie Lukas schon operiert wurde, das ist wirklich ganz schön mutig. Als Lukas noch ganz klein war, ein paar Monate alt, hat er sich zwei Halswirbel gebrochen. Ich glaube Mama hat mal gesagt, dass Lukas bis heute bereits 17-mal operiert wurde. Das ist so viel. Lukas kämpft für sein Leben. Es macht mich stolz so einen tapferen kleinen Bruder zu haben.

 

 

 

Manchmal bin ich aber auch ganz schön sauer auf Lukas. In den Sommerferien dieses Jahr waren wir in einem Freizeitpark, alle zusammen – Mama, Papa, Anton, Lukas und ich. Anton und ich sind total coole Achterbahnen gefahren. Doch plötzlich hat Lukas ganz schwer Luft bekommen und wir mussten sofort ins Krankenhaus fahren. Es musste sogar ein Krankenwagen in den Freizeitpark kommen und Lukas musste mit Blaulicht gefahren werden. Ich weiß es ging ihm ganz schlecht, aber ich hatte mich seit Wochen auf diesen Tag gefreut. Ich habe mir im Internet alle Achterbahnen die cool sind markiert und diese Papa gezeigt. Alle Achterbahnen wollte ich fahren und konnte dann wegen Lukas nur drei fahren. Das hat mich zuerst schon traurig gemacht und wütend. Später dann am Abend, als wir Lukas im Krankenhaus besuchen durften, habe ich mich bei ihm entschuldigt. Immer wieder gibt es solche Situationen, wo ich schon wütend darauf bin, dass Lukas immer im Mittelpunkt steht. Mama und Papa sind so oft nur mit Lukas und seiner Krankheit beschäftigt und wenn Lukas im Krankhaus ist, dann übernachtet sogar immer einer der beiden bei Lukas.

 

Wenn wieder diese Krankenhausphasen sind, dann kommt oft Amelie zu uns, sie ist unsere Nachbarin und wohnt im grünen Haus neben uns. Amelie hat zwei Kinder, Philip und Laura. Philip ist mein bester Freund und ich freue mich wenn wir beide Zeit verbringen. Manchmal darf Philip dann auch bei mir schlafen. Philip weiß, dass die Situation bei uns zu Hause oft nicht einfach ist und alle immer Angst um Lukas haben. Es ist toll einen Freund zu haben mit dem ich über alles reden kann. In dieser Zeit, wenn es Lukas wieder so schlecht geht, ist tagsüber auch mal eine Frau vom Kinderhospiz da, sie heißt Linda. Sie hilft Anton und mir bei den Hausaufgaben und kocht uns Mittagessen. Am liebsten mag ich die Pfannkuchen von Linda. Linda ist sowieso echt cool. Sie bringt immer super Spiele mit und wir spielen dann immer zusammen den ganzen Nachmittag, wenn wir die Hausaufgaben fertig gemacht haben. Mit Linda reden wir auch manchmal über die Zeit, wenn Lukas im Himmel sein wird. Anton und ich stellen uns immer vor das Lukas ein kleiner Engel sein wird und uns dann von ganz weit oben im Himmel aus seinem Wolkenhaus beobachtet und uns zuwinkt. Ich möchte darüber nicht zulange nachdenken, denn jetzt gerade freue ich mich das Lukas noch da ist, bei uns. Unser Papa ist oft viele Tage nicht da, weil er mit seinem LKW immer nach Italien fahren muss, er sagt immer einer muss ja das Geld nach Hause bringen, damit ihr kleinen Racker alle was zum Essen habt. Mein Papa ist der beste Papa. Ich durfte auch schon mit meinem Papa zusammen im LKW fahren. Einmal durfte ich sogar ganz kurz mit Papa zusammen lenken. Das war mega cool.

 

Gerade geht es Lukas wieder ein bisschen besser und Mama ist mit ihm am Wochenende aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen. Lukas muss vorsichtig sein, weil er sich vor ein paar Wochen wieder einen Knochen in seinem Körper gebrochen hat, der muss jetzt erstmal wieder heil werden. Ich freue mich das Lukas und Mama wieder zu Hause sind. Papa hat versprochen, wenn er morgen heim kommt, dann geht er mit uns auf den Fußballplatz. Ich freue mich jetzt schon total.

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