„Niklas hat das schönste Lachen, das ich kenne“

Familienbegleiterin Johanna über ein besonderes Ehrenamt

Johanna Neuhann (36) ist seit zwei Jahren als ehrenamtliche Familienbegleiterin für unsere Stiftung tägig. Sie betreut seit Februar 2020 den 24-jährigen Niklas und hat seitdem trotz der coronabedingten Einschränkungen einen engen Draht zu dem Jungen und dessen Eltern aufgebaut. Wir haben mit Johanna über ihr besonderes Ehrenamt gesprochen. Wie sie dazu kam, was ihr diese Tätigkeit bedeutet und welche Momente ganz besonders für sie sind, erzählt sie hier.

Wie bist Du auf die Idee gekommen, dieses Ehrenamt auszuüben?

Mir ist in meinem Leben viel Gutes widerfahren, wofür ich sehr dankbar bin. Ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben. Eines Tages erzählte mir meine beste Freundin von der Dokumentation „Sowas wie Glück. Eine Reise mit Anke Engelke“. Auf der Suche nach dem Glück besucht Anke Engelke hier unter anderem eine Kinderkrebsstation. Die Stärke, die die schwerstkranken Kinder ausstrahlten, und die Klarheit im Umgang mit ihrer Erkrankung und in der Auseinandersetzung mit dem Tod haben mich tief beeindruckt. Mir war sofort klar, dass ich bei meinem Ehrenamt mit erkrankten Kindern arbeiten möchte.

Einerseits wollte ich mehr über diese jungen, beeindruckenden Menschen erfahren und von ihnen lernen. Andererseits wollte ich ihnen aber auch die Möglichkeit geben, in all der Ernsthaftigkeit auch mal Kind sein zu dürfen. Ich machte mich also auf die Suche nach einem geeigneten Ehrenamt – die Stiftung AKM war der erste Treffer meiner Google Suche. In der Familienbegleitung habe ich gefunden, was ich gesucht habe!

Was bedeutet es dir, als ehrenamtliche Familienbegleiterin zu arbeiten? 

Über die letzten zwei Jahre sind die Besuche bei meiner AKM-Familie zu einem festen Bestandteil meines Alltags geworden. Ein Nachmittag die Woche gehört meiner AKM-Familie. Während meiner Begleitung versuche ich, bestmöglich auf die Bedürfnisse meiner Familie einzugehen, für sie da zu sein und ihnen eine kleine Auszeit aus ihrem Alltag zu ermöglichen. Doch so uneigennützig wie das klingt, ist es nicht – ich bekomme viel zurück und die Aufgabe erdet mich sehr. Es tut einfach gut, für andere da zu sein! Es ist der perfekte Ausgleich zu meinem hektischen Arbeitsalltag als Controllerin, in dem ich meine soziale Ader nicht zur Gänze ausleben kann.

Mir hat dieses Ehrenamt auch schon in der Schulung, die jeder Familienbegleiter durchlaufen muss, sehr viel gegeben. Hier liegt der Fokus unter anderem auf der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit, und speziell dieses Schulungswochenende hat meine Einstellung zu Leben und Tod, zu Erkrankung und Gesundheit nachhaltig geprägt. Denn der Umgang mit diesen Themen, besonders mit Erkrankung und Tod, ist in unserer Gesellschaft sonst eher ein Tabu. Niemand spricht es gerne an. In der Schulung konnte ich mich in einem gesetzten Rahmen einmal wirklich ernsthaft und nachhaltig damit auseinandersetzen. Für diese Erfahrung bin ich dem AKM von Herzen dankbar.

Gab es einen besonderen Moment in der Familie, an den du dich gerne erinnerst?

Niklas, der 24-jährige Sohn meiner AKM-Familie, ist an einer angeborenen Stoffwechselstörung erkrankt, an den Rollstuhl gebunden und auf ständige Hilfe und Beobachtung angewiesen. Meine Aufgabe als Familienbegleitung soll es eigentlich sein, Zeit mit Niklas zu verbringen und seinen Eltern dadurch etwas Zeit für sich zu schenken. Aber dann kam Corona. An 1:1-Betreuung war nicht zu denken. Über Whatsapp und Telefonate haben wir in der ersten Corona-Welle langsam unsere Beziehung aufgebaut. Im Sommer 2020 folgten dann die ersten persönlichen Treffen im Garten.

Seitdem kommen wir drinnen wie draußen mit viel Abstand und FFP-2 Maske zusammen – doch ein direkter Kontakt zu Niklas ist weiterhin nicht möglich. Niklas hat ein eigenes Begrüßungsritual für mich, das mich jedes Mal aufs Neue tief berührt. Die ersten Momente nach meiner Ankunft ignoriert er mich. Nach kurzer Zeit, wenn er erkennt, wer ich bin bzw. Lust hat, mich zu begrüßen, fängt er herzlich an zu lachen. Niklas hat das schönste Lachen, das ich kenne – lauthals und hundert Prozent authentisch. Vor Kurzem haben wir angefangen, über Facetime zu sprechen. Der Moment, wenn er versteht, wer am Telefon ist und sich aufrichtig freut, ist für mich jedes Mal aufs Neue sehr besonders!

 

Herzlichen Dank an Johanna für die wunderbare Unterstützung – dank Menschen wie dir können Stiftungen wie die unsere bestehen und Hilfe leisten!

Johanna Neuhann

Bildmaterial © Johanna Neuhann

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