RUF24 Ehrenamt: Rückblick auf ein Ehrenamt in der Corona-Zeit

RUF24 Ehrenamt: Rückblick auf ein Ehrenamt in der Corona-Zeit

„Es geht darum zuzuhören, da zu sein. Auch wenn man sich nicht sieht, so braucht es oft nicht mehr als ein offenes Ohr und eine tröstende Stimme, um den Familien in der Situation zur Seite zu stehen und sie wissen zu lassen: Du bist nicht allein, es ist jemand für dich da, auch wenn ich gerade nicht tröstend den Arm um dich legen kann. Und darum geht es für mich beim Ehrenamt im AKM: Für andere Menschen in den oft schlimmsten Situationen ihres Lebens da zu sein und sie wissen zu lassen, dass sie nicht allein sind.“

Diese Worte unserer ehrenamtlichen Krisenbegleiterin Claudia beschreiben genau das, was in unserem Krisendienst RUF24 zählt. Da sein, die Menschen nicht alleine lassen. Im Folgenden erzählt Claudia von ihrem Ehrenamt in Corona-Zeiten und ihren ersten Einsätzen – und worauf es in ihrem besonderen Amt ankommt!

2020: Ein unerwartetes Jahr

„Hätte man mich Ende 2019 gefragt, einen Jahresrückblick bezüglich meines Ehrenamtes beim AKM zu schreiben, wäre dieser Rückblick gänzlich anders ausgefallen, als er es nach dem letzten Jahr tut. Warum das Jahr 2020 und die Folgemonate für mich anders waren als alle anderen zuvor, darauf brauche ich an dieser Stelle nicht genauer einzugehen. Als ich im September 2019 meine Ausbildung für den RUF24-Krisendienst beendete, war ich freudig aufgeregt, bisweilen nervös bei meinen ersten Diensten für den RUF24-Krisendienst. Aber mit einer Entwicklung wie dieser habe ich natürlich nicht gerechnet“, so Claudia.

RUF24 Ehrenamt während Corona …

„Wie ist man für eine Familie in Not da, wenn das Gesicht über die Hälfte von einer Maske bedeckt ist? Wenn Umarmungen, Berührungen nicht möglich sind in Momenten, in denen sie doch so viel Hilfe spenden. Kann dies alles über das Telefon funktionieren, wo die Körpersprache komplett fehlt und ein mitfühlender Blick und die zuvor erwähnte tröstende Umarmung den Betroffenen keinen Trost spenden können? Nein – auf eine solche Art der Krisenintervention war ich am Ende meiner Ausbildung 2019 sicherlich nicht vorbereitet.“

… Krisenintervention unter besonderen Umständen

„Unser RUF24-Team hatte bereits zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 von André Kellner (Psychologe in der Stiftung AKM) eine zusätzliche Schulungseinheit zur Krisenintervention am Telefon erhalten. So saßen wir alle eines Abends vor unseren Rechnern zuhause und hörten gespannt zu, wie wir das Erlernte für eine Telefon-Situation anwenden, aber auch ein wenig abwandeln können: Beispielsweise die Betroffenen erzählen lassen und ihnen mit kurzen „Ja’s“ oder „Mhmh“- Geräuschen versichern, dass man ihnen aktiv zuhört. Oder ihnen auch bei Hintergrund-Geräuschen zu erklären, um was es sich bei diesen handelt. Dies schienen so simple Mittel zu sein, waren aber eine super Hilfestellung. Doch würde ich dies auch im Fall der Fälle gut anwenden können?“

Und dann klingelt das Telefon …

„Es war eine dieser Wochen im letzten Jahr, in denen alle Wochentage zu verschwimmen schienen, ein sonniger Juni-Tag wie so viele in den Jahren zuvor. Und doch war die Stimmung eine andere: Spürbar sowohl bei mir selbst als auch in den Blicken der anderen Menschen auf der Straße. Als das Diensthandy klingelte, fühlte ich mich gut vorbereitet, denn am Abend zuvor hatte unsere RUF24-Leitung Katharina Müller über einen möglichen Anruf informiert: Eine betroffene Mutter, die vielleicht anrufen und um Unterstützung bitten würde. Im Kopf war ich trostspendende Worte, „Test-Ballons“ – wie sie uns in der Schulung so viele Male gezeigt wurden – durchgegangen und war bereit.“

… und man ist da und hört zu

„Doch am anderen Ende der Leitung hörte ich eine Männerstimme. Der Vater einer Familie, die schon länger beim AKM angebunden war, und sich in einem Moment, in dem ihm alles zu viel wurde, an den RUF24-Krisendienst wandte. Was nützen mir nun meine so schön formulierten Worte, die ich an die betroffene Mutter richten wollte? In diesem ersten Moment, dem ersten Einsatz, waren sie nicht mehr relevant. Jeder Einsatz, jede Stimmung ist einzigartig und kann so oft vorher im Kopf „geprobt“ werden, wie man möchte. Aber im Moment, in dem man mit einem Vater spricht, dessen Frau im Sterben liegt und der gleichzeitig die schulischen Anforderungen an seine Kinder während der Corona-Zeit managen muss, da geht es nicht um vorbereitete Sätze. Sondern darum zuzuhören, da zu sein.

Auch wenn man sich nicht sieht, so braucht es oft nicht mehr als ein offenes Ohr und eine tröstende Stimme, um den Familien in der Situation zur Seite zu stehen und sie wissen zu lassen: Du bist nicht allein, es ist jemand für dich da, auch wenn ich gerade nicht tröstend den Arm um dich legen kann. Und darum geht es für mich beim Ehrenamt im AKM: Für andere Menschen in den oft schlimmsten Situationen ihres Lebens da zu sein und sie wissen zu lassen, dass sie nicht allein sind.“

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