11. Dezember 2024
„Wir können von unseren Familien viel lernen“
Interview mit Karoline Felder, Angehörigenberatung im Zentrum München
Karoline Felder ist Teil des Teams Angehörigenberatung im Zentrum München. Sie arbeitet Teilzeit und betreut aktuell rund 60 Familien. Wir wollten von ihr wissen, wie die Angehörigenberatung bei der Stiftung AKM abläuft, was sie ärgert und warum sie ihre Arbeit trotzdem so mag.
Liebe Karoline, wer oder was hat dich zur Stiftung AKM geführt?
Karoline Felder: Im Frühjahr 2022 lernte ich Babsi Schachtschneider, Bereichsleiterin der Angehörigenberatung bei der Stiftung AKM, bei einer Fortbildung kennen. Ich war damals bei dem Verein „Dein Nachbar“ tätig. Als Babsi von ihrer Tätigkeit bei der Stiftung erzählte, dachte ich: Das würde ich auch gern machen! As ich dann einige Zeit später anfragte, ob es eventuell eine freie Stelle für mich gibt, hatte ich Glück.
Was genau machst du bei der Stiftung AKM?
Karoline Felder: Wir beraten pflegende Angehörige, um sie so bestmöglich in ihrer häuslichen Pflegesituation zu fördern, zu unterstützen und die Pflegefähigkeit langfristig zu erhalten. Dazu gehen wir direkt zu den Familien nach Hause – da das für die Familien den geringsten Aufwand bedeutet und wir einen Eindruck der häuslichen Pflegesituation bekommen. Am Tag absolviere ich durchschnittlich zwei bis drei Hausbesuche. Komme ich das erste Mal in eine Familie, höre ich erst einmal gut zu: Wie ist die Situation in der Familie, was gibt es für Anliegen und wie können wir unterstützen? Das kann ein psychosoziales Entlastungsgespräch sein, Begleitung bei med. Gutachten, Beratung zu den Leistungen der Kranken – und Pflegeversicherung und Unterstützung bei Anliegen wie Hilfsmittel, Vermittlung von Netzwerkkontakten. Oft wissen Familien nicht, was ihnen zusteht oder wie und wo sie überhaupt Unterstützung erhalten können.
Stellt ihr auch Anträge für die Familie?
Karoline Felder: Wir unterstützen dabei oder beraten die Familie hinsichtlich ihrer Ansprüche. Grundsätzlich ist es aber unser Ziel, die Eltern selbst zu befähigen, für ihre Rechte einzutreten. Wir stärken ihre Kompetenzen, was den Eltern das Gefühl gibt, selbst etwas tun zu können, um die Situation zu verbessern. An der Diagnose für das erkrankte Familienmitglied können wir nichts ändern, wir können aber die Familie unterstützen, besser und ein Stück weit auch wieder selbstbestimmt klarzukommen. Betroffene Familien geraten sehr schnell in die Isolation, Freunde wenden sich ab, finanziell wird es manchmal enger, weil auf Grund der Pflegesituation ein Gehalt wegfällt. Durch unsere Stiftungsstruktur können wir meist schnell und unkompliziert unterstützen, auch weil wir unabhängiger sind.
Ihr setzt euch stark ein für die Familien. Dieser „Kampf“ ist sicher nicht immer leicht?
Karoline Felder: Es ist manchmal sehr schwer zu verstehen, weshalb die Krankenkassen Hilfsmittel oder Therapien nicht finanzieren, die offensichtlich die Pflegesituation zu Hause erleichtern. Alles, was Angehörigen hilft, die Pflege zu Hause zu stemmen, entlastet langfristig auch wieder die Krankenkassen. Wir freuen uns umso mehr mit den Familien, wenn wir gemeinsam Dinge erreichen, wie z.B. trotz erstmaliger Ablehnung eines Hilfsmittels am Ende das Entsprechende genehmigt zu bekommen.
Was macht für dich die Arbeit bei der Stiftung AKM so besonders?
Karoline Felder: Zum einen sind es die Familien, die einen immer mit einem Lächeln trotz der Schwere Ihrer Pflegesituation empfangen. Diese Familien befinden sich nicht selten in verzweifelten Lagen. Das zeigt mir immer wieder, wie wichtig unsere Arbeit ist. Aber auch wir können von diesen Familien sehr viel lernen: Wie man mit schwierigen Situationen, die das Leben komplett verändern und oft über viele Jahre andauern, umgehen kann. Das macht mich dankbar und demütig.
Zum anderen ist es das Team, das wirklich besonders ist. Wir haben hier bei der Stiftung so viele unterschiedliche Menschen mit einer sehr breiten Fachexpertise. Das macht das Arbeiten spannend, bunt und interessant. Auch der Zusammenhalt untereinander ist besonders. Diese Kombination mit einer Aufgabe, die mir wirklich sehr am Herzen liegt, ist für mich ein Glückstreffer.
Wie gehst du oder ihr zusammen im Team mit schwierigen Situationen um?
Karoline Felder: Wir tauschen uns aus, sprechen darüber, lachen auch viel gemeinsam und haben eine hohe Vertrauensbasis. In der Angehörigenberatung haben wir vierteljährlich eine Familiensupervision. Neu ist auch ein bereichsübergreifendes „Reflecting Team“, in dem wir zusammen mit Kolleg*innen aus anderen Fachbereichen über bestimmte Situationen oder Probleme in den Familien sprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen.
Wenn mich persönlich eine Situation über den Feierabend hinaus beschäftigt, gehe ich gern laufen. In der Bewegung gelingt mir das Loslassen am besten.
Danke, liebe Karoline, dass du unseren Familien mit so viel Expertise und Herzblut zur Verfügung stehst!
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