6. November 2025
„Kinder brauchen Wahrheit, Vertrauen und Halt“
Zum Tag der Kinder krebskranker Eltern am 8. November sprachen wir mit Kinderhospizfachkraft Alexandra Keller
Wenn ein Elternteil schwer erkrankt, verändert sich das ganze Leben – auch das der Kinder. Der 8. November, der „Tag der Kinder krebskranker Eltern“, erinnert jedes Jahr daran, dass Krankheit niemals nur eine Person betrifft, sondern immer die gesamte Familie.
Die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München (AKM) begleitet Familien in solchen Ausnahmesituationen mit fachlicher Kompetenz, einer Schulter zum Anlehnen und einem offenen Ohr. Auch das Zentrum Südwestoberbayern ist für betroffene Familien im Einsatz, wenn eine Mutter oder ein Vater mit einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung kämpft.
Eine, die diese Familien regelmäßig begleitet, ist Alexandra Keller, Kinderhospizfachkraft beim AKM-Zentrum Südwestoberbayern. Im Interview spricht sie darüber, was Kinder in solchen Situationen brauchen – und wie wichtig Offenheit, Bindung und ehrliche Zuwendung sind.
„Schwere Krankheiten sind Krisen, deren Verlauf und Ausgang nicht einschätzbar sind“, sagt Alexandra Keller. „Aus Unklarheit und Unwissenheit entstehen Ängste – das ist die eigentliche Belastung für die Kinder.“ Darum sei es so wichtig, ehrlich zu sein. „Auch wenn Botschaften schlimm sind – Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmt. Aufrichtigkeit und Authentizität geben Sicherheit und Vertrauen. Kinder fühlen sich ernst genommen, wenn sie wissen: Meine Eltern belügen mich nicht.“ Wie viel Wahrheit ein Kind verkraften kann, lasse sich gut erkennen, so Keller: „Ein kurzer, klarer, ehrlicher Impuls – und dann warten. Kinder wissen meist selbst sehr gut, wann und wie viel sie wissen möchten.“
Wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt, wird das Zuhause oft von Unsicherheit, Trauer und Erschöpfung geprägt. Umso wichtiger sind Menschen außerhalb der Familie, die Halt geben können. „Betreuungspersonen, die selbst nicht betroffen sind, sind von äußerster Wichtigkeit“, betont Alexandra Keller. „Sie sind mitfühlend, aber nicht von der eigenen Trauer übermannt – und können so ein sicherer Hafen sein. Für die Kinder sind sie wie kleine Inseln, auf denen sie wieder Boden unter den Füßen spüren.“
Jedes Kind reagiere anders, doch die emotionale Lage der Eltern spiegle sich meist im Verhalten der Kinder wider. „Angst, Schuld, Rückzug oder Wut – das sind oft Spiegel der inneren Unsicherheit der Bezugspersonen“, erklärt Keller. „Ich nehme die Kinder so an, wie sie sich mir zeigen, und versuche, ihnen durch kreative Impulse zu helfen, ihre Bedürfnisse zu formulieren.“ Manchmal genüge schon das Gefühl, gesehen und verstanden zu werden. „Das ist oft der erste Schritt zur Entlastung“, sagt sie.
Neben der familiären Unterstützung sind auch soziale Netzwerke entscheidend: Schule, Freundeskreis, Vereine oder therapeutische Angebote. „All diese Strukturen können wertvolle Ressourcen sein – vorausgesetzt, sie werden ehrlich informiert und einbezogen“, sagt Alex Keller. „Oft fungiere ich dabei als Mediatorin, um Kommunikation und Verständnis zu fördern.“
Die Arbeit der Stiftung AKM zeigt jeden Tag, wie viel Kraft Familien aufbringen und wie wichtig es ist, dass sie dabei nicht allein gelassen werden. Kinder brauchen nicht immer Antworten. Aber sie brauchen Menschen, die bleiben, wenn Fragen keine Worte finden.
Der „Tag der Kinder krebskranker Eltern“ wurde ins Leben gerufen, um auf die oft übersehenen Bedürfnisse dieser Kinder aufmerksam zu machen. In Deutschland leben Schätzungen zufolge mehr als 50.000 Kinder mit einem Elternteil, der an Krebs erkrankt ist.
Die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München begleitet Familien, in denen Eltern oder Kinder lebensbedrohlich erkrankt sind – von der Diagnose an, oft über Jahre hinweg. Ziel ist es, Sicherheit, emotionale Stabilität und Lebensqualität zu erhalten – für jedes Familienmitglied.
Zeeve Ruan_unsplash
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