„Es hilft, wenn man für das Thema brennt“

Das Ehrenamt in der Kinderhospizarbeit hat viele Gesichter. Im Gespräch erfahren wir, warum gerade die Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit so wichtig ist.   

Gerrit Meyer ist 52 Jahre alt und vor 25 Jahren aus Norddeutschland nach München gezogen. Vor zirka fünf Jahren hat er bei der Stiftung AKM seine Ausbildung zum ehrenamtlichen Familienbegleiter absolviert, seit etwa zwei Jahren ist er ehrenamtlich in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Teilhabeorientierten Nachsorge tätig. In unserem Interview erklärt er, warum ihm das Thema sehr am Herzen liegt und er die Öffentlichkeitsarbeit für ein Kinderhospiz für so wichtig hält.

Wie sind Sie auf die Stiftung AKM aufmerksam geworden?

Gerrit Meyer: Mein Vater ist im Jahr 2015 gestorben und ich hatte damals große Probleme, mich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen. Deshalb habe ich den Schritt nach vorne gewagt und eine Ausbildung zum Trauerbegleiter bei den Johannitern gemacht. Das habe ich fünf Jahre lang gerne gemacht, wollte dann aber etwas Neues versuchen und mit Kindern arbeiten. Auf meiner Suche kam ich dann eher durch Zufall auf das AKM.

Hatten Sie keine Berührungsängste in Verbindung mit der Kinderhospizarbeit?

Gerrit Meyer: Gar nicht. Ich glaube, man kann das Thema nur bearbeiten, wenn man diesbezüglich innerlich aufgeräumt ist. Für mich war damals der ausschlaggebende Punkt, dass eine Kollegin von den Johannitern auf einer Ehrenamtsmesse auf mich zukam und sagte: „Wissen Sie was, wir haben für unsere Arbeit überhaupt keine Männer!“ Und ich dachte: „Ja gut, irgendeiner muss es ja machen.“ Berührungsängste oder eigene Trauer kann man schlecht mitbringen, es geht ja auch darum, dass Kinder nicht anfangen sollen, einen selbst zu trösten. Sie sollen ja bei ihrer Trauer bleiben. Ich hatte natürlich Respekt vor der Arbeit, aber keine Angst.

Wie haben Sie innerhalb der Stiftung AKM Ihren Weg von der Familienbegleitung in die Öffentlichkeitsarbeit gefunden?

Gerrit Meyer: Ich habe aus beruflichen Gründen gewechselt, da ich im Ehrenamt Öffentlichkeitsarbeit flexibler arbeiten kann. In der Familienbegleitung hat man oft einen fixen Tag. Bei mir war das zumeist der Samstag und der fehlte mir dann privat. In der Öffentlichkeitsarbeit kann ich mir mit einem gewissen Vorlauf die Termine aussuchen, ob unter der Woche nach Feierabend oder am Wochenende.

Unter dem Ehrenamt Familienbegleitung können sich viele Außenstehende etwas vorstellen, welchen Wert hat aber ein Ehrenamt in der Öffentlichkeitsarbeit für die Kinderhospizarbeit?

Gerrit Meyer: Ich glaube es ist wichtig, das Thema positiv nach außen zu kommunizieren. Den Menschen zu zeigen, dass sie keine Berührungsängste haben müssen. Wir erleben nämlich auch immer wieder ein gewisses Vakuum um unseren Informationsstand, weil die Themen Tod und Vergänglichkeit für viele Menschen schwierig sind. Deshalb müssen wir versuchen, sehr niederschwellig und sehr locker auf die Menschen zuzugehen. Aber das macht eben auch Spaß: Den Leuten das Thema näherzubringen und auch als etwas völlig Normales zu transportieren.

Wie gelingt dieser Schritt auf die Menschen zu?

Gerrit Meyer: Es ist wichtig, auf die Leute zuzugehen und gleichzeitig nicht zu dicht zu kommen – sowohl auf inhaltlicher Ebene als auch hinsichtlich der persönlichen Distanz – und einfach locker über das Thema reden. Oft ist es so, dass Personen, die gerade nicht über ein solches Thema reden können, das auch schnell signalisieren. Gerade bei jungen Menschen gibt es aber ein sehr großes Interesse zum Austausch über die Kinderhospizarbeit. Man beginnt dann sehr grundlegend und oft kommt dann auch das Interesse für die Arbeit erst im Gespräch auf.

Was machen Sie konkret im Ehrenamt Öffentlichkeitsarbeit?

Gerrit Meyer: Es hilft, wenn man für das Thema brennt. Wenn ich auf das Thema angesprochen werde, entflamme ich immer sofort. Je öfter man die Leute mit dem Thema konfrontiert, desto normaler wird es dann auch. Wir versuchen, möglichst präsent zu sein und nutzen jede Gelegenheit, folgen Einladungen von Unternehmen, Märkten, Veranstaltungen und Sportevents. Diese Präsenz versuchen wir zu nutzen, um Spendengelder zu sammeln, über die Arbeit der Stiftung zu informieren oder Menschen zu begeistern, die uns unterstützen möchten – in welcher Form auch immer.

Was mögen Sie an Ihren Einsätzen am meisten?

Gerrit Meyer: Für mich sind immer die Events klasse, an denen wir viel Kontakt zu den Leuten hatten und wir in einen regen Austausch kommen. Das macht Spaß! Wenn sich dann nebenher noch die Spendenbox füllt, ist es ein umwerfendes Gefühl, wenn man seine Schicht an den Nächsten abgibt.

Wie würden Sie das Untereinander im Ehrenamt Öffentlichkeitsarbeit beschreiben?

Gerrit Meyer: Das Miteinander ist immer sehr partnerschaftlich, schließlich ist man für dieselbe Sache im Dienst und unterwegs. Man hat gemeinsam Lust auf das Thema. Man eruiert dann natürlich, wer welche Stärken hat und welche Aufgaben übernehmen kann, aber das regelt sich zumeist von selbst.

Fühlen Sie sich aktuell seitens der Stiftung AKM gut betreut?

Gerrit Meyer: Ich bin generell von dem Team, das mich umsorgt – und das ist auch das richtige Wort – wirklich begeistert. Man nimmt auf alles Rücksicht, ich finde auch die Wertschätzung top. Es geht mir nicht um irgendeine Entschädigung, aber es gibt immer ein Danke, immer einen kleinen Gruß. Das gibt mir das Gefühl, dass man in guten Händen ist und meine ehrenamtliche Arbeit wertgeschätzt wird. Das ist unglaublich viel wert.

Erlebt man im Ehrenamt Öffentlichkeitsarbeit auch mal schwierige Momente?

Gerrit Meyer: Überraschungen gibt es immer. Es kann einem auch passieren, dass jemand seine eigene Geschichte erzählt. Darauf muss man vorbereitet sein. Wenn man keine Grundlage hat und nicht weiß, wie man mit dem Thema umgehen kann, dann kann das tatsächlich schwierig werden. Aus meiner Ausbildung zum Familienbegleiter weiß ich jedoch, dass es in solchen Situationen vordergründig darum geht, da zu sein und die Situation mit dem Gegenüber zusammen auszuhalten. Diese Situationen betrachte ich aber keinesfalls als negativ, es öffnen sich manchmal – teils nach vielen Jahren – Ventile bei den Betroffenen.

Was sollte man für ein Ehrenamt in der Öffentlichkeitsarbeit mitbringen?

Gerrit Meyer: Es ist hilfreich, proaktiv auf Menschen zugehen zu können, du keine Scheu hast und den Leuten das Gefühl geben kannst, dass du sie nicht überfällst. In meinen Schichten ist grundsätzlich jeder, der am Stand vorbeikommt, interessant für mich und wird auch vorsichtig, freundlich und auf Augenhöhe angesprochen. Also jeder, der offen ist, Spaß an diesem Setting hat, immer im Hinterkopf hat, für welchen Zweck man dieses Ehrenamt ausführt und sich das zeitlich entsprechend einteilen kann, ist dafür definitiv geeignet.

Wir bedanken uns an dieser Stelle von Herzen bei all unseren ehrenamtlichen Unterstützer*innen für ihre wertvolle Arbeit!

Das Video-Gespräch mit Gerrit Meyer in Auszügen finden Sie hier.

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